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(Kornwestheimer Zeitung vom 11.8.2008)
Das Ziel: die erste Runde überstehen

Foto: Zeiger

Stuttgart ruft - Nicole Pilz und Sascha Schaller folgen.
Das Paar vom Tanzclub Solitude darf an den German Open
Championships teilnehmen, die morgen beginnen. Schaller
und Pilz haben aber noch bis Samstag Zeit. Erst dann steht
ihr großer Auftritt an. Bis dahin wird noch trainiert.


,,Jetzt ist der Ehrgeiz da.
Wir setzen nun alles dran
und möchten wirklich
etwas erreichen"
Nicole Pilz, Tänzerin des TSC

TANZSPORT Sascha Scaller und Nicole Pilz vom TSC Solitude
treten am Samstag bei den German Open Championships an

Kornwestheim. Totgesagte leben länger?
Der TSC Solitude ist ein echter Kandidat
für ein Vereins-Aus gewesen. Aber die
Show geht weiter. Ab dieser Woche sogar
in vollem Glanz: Sascha Schaller und
Nicole Pilz treten bei den German Open
Championships in Stuttgart an.

Von Birgit Kiefer

Monatelang hat der Tanzsportclub Solitude verzweifelt nach
einer neuen Heimstatt gesucht. Die EnBW hatte den Tanzsportlern
die Räume in der Stammheimer Straße gekündigt, wollte die Gebäude
mit dem alten Salamander-Festsaal abreißen. Ende Juni war der
Auszugstermin. 200 Quadratmeter Fläche brauchen die Tänzer
mindestens für ihr Hobby, mehr wären besser. ,,Noch setzen wir darauf
dass irgendjemand ein Einsehen mit uns hat", hat die stellvertretende
Vorsitzende des Vereins, Sabine Zachar, im März dieses Jahres noch
gestöhnt, aber nicht gewusst, wer das denn sein sollte. Das Einsehen kam
denn auch von völlig unerwarteter Seite: Die Vivacon AG kaufte das
Salamander-Areal - und macht dem TSC Hoffnung, dass es in der Stamm-
heimer Straße weitergehen darf wo der Verein seit über zehn Jahren alles
hat, was er braucht. ,,Man ist interessiert", sagt Sigrid Nothofer, die für
die Pressearbeit des TSC zuständig ist und ergänzt: ,,Wir können uns jetzt
wieder den inhaltlichen Aufgaben zuwenden." Sprich: dem Tanzen. Und da
steht in dieser Woche der absolute Höhepunkt des Jahres an: Die German
Open Championships (COC) im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle
in Stuttgart. Tanzsport der Extraklasse wird dort bei der 22. Auflage des
weltgrößten Tanzturniers, das zum fünften Mal in der Landeshauptstadt
ausgetragen wird, geboten. Über 2200 Paare aus 46 Nationen werden an
den Standard-, Latein- und Boogie-Woogie-Wettkämpfen teilnehmen,
darunter Welt- und Europameister und alles, was in der Tanzszene Rang
und Namen hat. Sascha Schaller, 25 Jahre alt, und die 20-jährige Nicole Pilz
sind da völlige Unbekannte. ,,Bei der Masse haben wir gar keine Chance
aufzufallen", befürchtet Sascha Schaller. Das Ziel des Paares ist daher eher
niedrig gesteckt: ,,Wir wollen die erste Runde überstehen", gibt sich
Nicole Pilz bescheiden. Die erste Runde überstehen,das heißt unter rund
200 Paaren zu den 100 Besten zu gehören. Auch das wäre schon eintolles
Ergebnis für die beiden Tänzer des TSC Stuttgart, denn sie tanzen erst seit
rund einem halben Jahr zusammen und in der A-Klasse. Drei Turniere haben
sie seither bestritten, zwei Turniere in Ludwigsburg und eins in Tübingen.
Dabei sprang in Ludwigsburg ein erster Platz für sie heraus. Bevor der
Student aus Esslingen und die Studentin aus Schwäbisch Gmünd gemeinsam
antraten, hatten sie sich schon in der B-Klasse öfter gegenseitig Konkurrenz
gemacht. ,,Entweder wurde er Erster oder ich", erzählt Nicole Pilz. Was liegt
da näher, als dass sich die beiden zusammentun? Auch den Aufstieg in die
höhere Klasse schafften Pilz und Schaller zeitgleich, als sei es eine Vorbe-
stimmung. Sascha Schaller wollte dann allerdings das Lateintanzen eine
Zeitlang an den Nagel hängen: ,,lch empfand das nur noch als Anstrengung,
hatte ein physiologisches Problem." Zufällig traf er jedoch Nicole Pilz, die
- auf der Suche nach einem Tanzpartner- gerade beim TSC ein Probetraining
mit einem Kandidaten hatte. 'Wir sahen uns und fielen uns in die Arme",
erzählt Sascha Schaller. Nicole Pilz hatte davor rund drei Jahre Latein getanzt
und seit 15 Jahren Hip-Hop-Dance und Jazz. Sascha Schallers Tanz-Karriere
hat mit dem Eiskunstlauf begonnen, seit seinem 18.Lebensjahr tanzte er Jazz
und kam zur Manhattan Dance Company in Stuttgart, zwei Jahre lang hat er
anschließend noch die Ballettschule besucht. ..lch wollte tänzerisch mehr
erreichen", erklärt er. Als die Manhattan Dance Company aufgelöst wurde,
stieg der Esslinger auf Latein um und landete beim TSC Solitude.
Locker angefangen hat das neue Team, die beiden haben sich selbst ihre
Choreografie erarbeitet. "Jetzt ist der Ehrgeiz da. Wir setzen jetzt alles dran
und möchten wirklich etwas erreichen", kündigt Nicole Pilz an. Zwei- bis
dreimal trainieren pro Woche ist derzeit bei dem Paar Pflicht, angeleitet werden
sie von Thomas Cieslik. Als zweiter Trainer steht ihnen Daniel Stelter zur Seite,
der die Choreografien ausarbeitet. Nicht nur die GOC in Stuttgart, zu der nur
Tänzer in der A- und der S-Klasse dürfen, lockt - auch der Aufstieg in die
S-Klasse winkt noch dieses Jahr. Kommen die TSCler bei den Landesmeister-
schaften in Höfingen im September unter die ersten drei Paare, können sie
künftig bei den internationalen Turnieren mitmachen.
Erst einmal wollen Schaller und Pilz aber die GOC in Stuttgart überstehen,
dann sehen,wie es weitergehen soll. Treten sie in der höheren Klasse
international an, müssen dieTSC-Tänzer nämlich längere Fahrten zu den
Turnieren in kauf nehmen. Und die beiden Studenten haben es jetzt schon
schwer, von Esslingen und Schwäbisch Gmünd mehrmals die Woche nach
Kornwestheim zu kommen. Trotzdem stehen sie zum TSC, in dem sich
Sascha Schaller auch als Sportreferent engagiert. Die beiden Tanzsportler hätten
auch kein Problem damit gehabt, in einer Sporthalle zu trainieren. Hätte ihr
Verein seine Heimstatt verloren. Schaller blickt für seinen Verein wieder
optimistisch in die Zukunft. ,,Nach den ganzen Problemen sind wir jetzt wieder
ziemlich gut besetzt, die Aufgaben sind auf verschiedene Schultern verteilt."
Seine und Nicole Pilz` Aufgabe am Sonntag: einen guten Eindruck hinterlassen.