TANZEN Sascha Schaller und Nicole Pilz überzeugen in der Liederhalle
Stuttgart. Eine Runde haben Nicole Pilzund Sascha Schaller bei den German
Open Championships in Stuttgart überstehen wollen. Das ist dem Kornwestheimer
Tanzpaar gelungen. Nach dem Sprung unter die besten 48 Paare derA-Klasse Latein
reichte es für Rang 36.
Von Melanie Reh
Die Anspannung stand Nicole Pilz und SaschaSchaller vom Tanzsportclub (TSC) Solitude
Kornwestheim vor ihrem ersten Gang auf dieTanzfläche bei den German Open Championships
(GOC) im Hegelsaal ins Gesicht geschrieben. Eine Teilnahme bei der 22. Auflage
des weltgrößten Tanzturniers, das zum fünften Mal in der Landeshauptstadt ausgetragen
wurde, ist freilich nichts Alltägliches. Über 2200 Paare aus 46 Nationen schwitzen bei
den Standard-, Latein- und Boogie-Woogie-Wettkämpfen um die vordersten Plätze, darunter
alles, was in der Tanzszene Rang und Namen hat. In jedem Saal Welt- und Europameister,
Tanzpaare mit jahrelanger Erfahrung- mittendrin das unbekannte Duo Pilz
und Schaller. Vor Wettkampfbeginn befürchtete Schaller bei so einer Menge an prominenter
Konkurrenz, nicht aufzufallen. Doch kaum erklang die Musik, legten auch die
beiden Neulinge ihren Samba gekonnt aufs Parkett. Von Nervosität war erst einmal
nichts zu spüren und das bei ihrem erst vierten gemeinsamen Wettkampf in der
A-Klasse. Schließlich hatten sich die beiden Studenten erst Ende 2007 durch einen Zufall
gefunden und beschlossen, ab sofort gemeinsam im Paartanz anzutreten.Nach einem gelungenen
Einstieg war sich dann das Trainerduo, Thomas Cieslik und Daniel Stelter, sofort einig: ,,Wenn sie so
weitermachen. dann ist ihnen die nächste Runde sicher." Genau dies war das Ziel: die
erste Runde zu überstehen, in der in Stuttgart insgesamt 99 Tanzpaare antraten. Während
die 20-jährige Nicole Pilz nach dem Samba die Anspannung ablegte, kämpfte Sascha
Schaller nach dem zweiten Tanz, dem Cha-Cha-Cha. erst recht mit den Nerven.
Normalerweise ist sein Nervenkostüm kein Problem, doch die ungewohnt langen Wartezeiten
zwischen den einzelnen Tänzen machten dem 25-Jährigen zu schaffen. ,,Da bleibt
einfach zu viel Zeit zum Nachdenken". erklärt der Esslinger Student. Trotzdem ließ
Schaller sich auf der Tanzfläche von nichts aus dem Takt bringen und absolvierte mit
seiner Kollegin eine gelungene Rumba, den dritten Tanz in der ersten Runde.
Kaum von der Tanzfläche und auf den nächsten Auftritt wartend, überkam es den
eigentlich routinierten Tänzer wieder. ,,lch weiß auch nicht, was mit mir los ist", schüttelt
der Tänzer verwirrt den Kopf und versucht sich etwas abseits zu entspannen. Gelingen
mag es ihm jedoch nicht. Die Nervosität beim TSCler bleibt. Nicole Pilz konzentriert
sich währenddessen schon auf den folgenden Tanz, den Paso Doble, und wiederholt
die einzelnen Tanzschritte. Die erst seit drei Jahren Latein Tanzende aus Schwäbisch
Gmünd wird immer lockerer. Und endlich geht es wieder auf die Fläche. Die beiden
'ziehen ihr Programm durch, und selbst nach einem Schlag ins Gesicht beim schnellen
Paso Doble bleibt Nicole Pilz ruhig und lacht hinterher darüber: ,,Da habe ich voll eine
aufs Maul bekommen." Nun ist der Aufstieg in die S-Klasse das nächste Ziel
All die Nervosität vom Morgen hat sie gekonnt abgelegt. Trainer Daniel Stelter
schätzt genau dies an ihr: ,,Sie ist eine wunderbar ausdrucksstarke Tänzerin. Diese
Kombination aus Ausdruck und Saschas guter Technik ist perfekt." Kein Wunder, dass
die beiden auch den Jive meisterten und tatsächlich die nächste Runde erreichten
Obwohl Trainer Stelter das Tanzpaar wegen einer Reise nach Berlin in der zweiten
Runde nicht länger betreuen kpnnte, zeigtendie beiden weiterhin ihr volles Können. Trainer
Cieslik behielt daher sein Dauerlächeln aus der ersten Runde auch in der zweiten
Runde bei. .,Die beiden machen das wirklich toll. Sie schlagen sich großartig", lobt er die
Neulinge der Szene. Und nach einer gelungenen zweiteir Runde gelang den TSClern tatsächlich
gar der Sprung in die dritte Runde. ,,Damit hätten wir nie gerechnet. Das ist
sozusagen doppelt so weit, wie wir kommen wollten", freute sich Schaller. Seine Nervosität
konnte er zwar nicht mehr gänzlich ablegen. Trotzdem tanzte das junge Paar
auch in der dritten Runde ohne Beanstandung.
,,Wir waren super", lobten sich die beiden am Abend selbst, während sie die restlichen
Finalturniere als Zuschauer begutachteten. Die dritte Runde und damit Platz 36 zu erreichen,
davon hätten die TSCler nicht geträumt. Nach dem gelungenen Auftritt sollte auch das nächste
Ziel in diesem Jahr, der Aufstieg in die S-Klasse, machbar sein. Pilz und Schaller müssen bei
den Landesmeisterschaften in Höfingen im September auf einem der ersten drei Plätze landen, um
künftig auch bei den internationalen Turnieren mitmachen zu dürfen. Überstürzen will das
Solitude-Tanzpaar trotz der starken Leistung am Samstag in der Stuttgarter Liederhalle aber nichts.
,,Entweder es gelingt, oder wir versuchen es eben nächstes Jahr wieder", sagt Nicole Pilz.