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(Kornwestheimer Zeitung vom 28.3.2008)
Auflösen oder auswandern
Der Tanzsportctub Solitude fürchtet um seine
weitere Existenz
- Der Salamanderfestsaal wird
abgerissen

Das Parkett, auf dem sich der Tanzsportclub Solitude derzeit bewegt, ist nicht
etwa glatt, es ist schlicht am Verschwinden: Ende Juni muss der Verein die Räume
in der Stammheimer Straße verlassen, weil der Salamanderfestsaal abgerissen wird.
Foto: Archiv/Baumann

Kornwestheim. Tänzer sind die aufrechte Haltung gewohnt: Kopf
hoch und immer lächeln. Selbst wenn einem nicht unbedingt danach ist.
So bewahrt auch der Tanzsportclub Solitude Haltung, obwohl er um
seine Existenz fürchten muss: Seine Räume werden abgerissen.

Von Birgit Kiefer

Noch steht er, der altehrwürdige Salamanderfestsaal in der Stammheimer
Straße Nummer10, wenn auch der Putz an manchen Ecken bröckelt und
die Fensterscheiben trübe geworden sind. Seit über zehn Jahren erklingen
in ihm sogar wieder Cha-Cha-Cha, Tangorhythmen oder Slow Fox.
Dem alten Gebäude, in dem der Salamanderfestsaal zu finden ist und in
dem der Tanzsportclub Solitude (TSC) für seine Mitglieder Räume
anbietet, droht aber die Abrissbirne. Und damit könnte der TSC heimatlos
werden. Schon Ende Juni dieses Jahres müssten sie raus sein aus dem
Gebäude in der Stammheimer Straße, berichtet Ingo Mager, der
Vorsitzende des Vereins. Das habe der Vermieter, die EnBW, dem Verein
mitgeteilt. Bis zum Auszugstermin sind es also gerade noch drei Monate,
der TSC sucht daher jetzt händeringend und im Eiltempo neue Räume. Die
Aussichten der Suche: eher trübe. Der Verein hat nämlich ganz besondere
Bedürfnisse. Mindestens 200 Quadratmeter Fläche bräuchte er. besser
wären 300 bis 400 Quadratmeter. Der Verein bräuchte nicht nur einen
möglichst großen Tanzsaal mit möglichst wenigen Säulen, sondern einen
Sozialraum, in dern sich die Tänzer nach der sportlichen Betätigung auch
mal zusammensetzen können, zudem zwei Toiletten und zwei, drei Neben-
räume. ,,Räume gibt es entsprechende", glaubt der Vereinsvorsitzende Mager
- aber alles scheitert bisher an der Kostenfrage. Der Verein könne nicht
acht Euro Miete pro Quadratmeter aufbringen, gibt Mager zu bedenken.
Der TSC habe weniger als 50 zahlende Mitglieder, da seien je nach Saalgröße
nur drei bis fünf Euro Miete drin. Die Hoffnung, auf dem Salamander-Gelände
einen adäquaten Ersatz von den bisherigen Vermietern gestellt zu bekommen,
hat der Vorsitzende nicht. ,,Wir passen einfach nicht ins Geschäftsbild", glaubt
er.
Altes Casino als neue Heimstatt?

Die Hoffnung stirbt aber immer zuletzt. ,,Noch setzen wir darauf, dass irgend-
jemand ein Einsehen mit uns hat", sagt die stellvertretende Vorsitzende des
Vereins, Sabine Zachar. Alle Vereinsmitglieder würden jedenfalls gerne mit
dem Tanzen beim TSC weitermachen. Auch Wolfgang Vogt, der noch bis heute
Abend Vorsitzender des Stadtverbands für Sport ist, dem der TSC Mitglied
angehört, betrachtet die Lage des Tanzsportclubs als höchst problematisch.
,,Da muss man versuchen, zu helfen, wie man nur kann." Vogt sieht sich allerdings
nicht mehr in der Position, für den TSC aktiv zu werden, das müsse sein
Nachfolger in die Hand nehmen. Zunächst sei aber die Stadt gefragt, die dem
Verein helfen solle. Möglichkeiten sieht Vogt im alten Casino in der Aldinger Straße.
Und er bringt den alten Bahnhof ins Spiel, auch der Spiegelsaal in der Realschule
oder der Gymnastikraum in der Osthalle könnten eine Möglichkeit sein, so Vogt.
Sporthallen, die wohl zudem nur im Sommer für den TSC freie Kapazitäten ,
kommen aber laut Mager eigentlich nur für die Sporttänzer in Frage. Die Breiten-
sportler würden den Sport vor allem wegen des Gemeinschaftserlebnisses betreiben.
,,Denen reicht es einfach nicht, wenn für eine Stunde die Halle aufgeschlossen wird
und nach dem Training wieder abgeschlossen wird. Die wollen sich nach dem
Tanzen auch noch etwas unterhalten." Ingo Mager setzt daher nicht auf diese
Lösung, die seiner Meinung nach nicht von Dauer sein könnte.

Suche nur in Kornwestheim

Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten im Stadtgebiet will der TSC vorerst
weiter nur in Kornwestheim nach neuen Räumen suchen. ,,Wir sind ein Kornwest-
heimer Verein, wir wollen auch hier unseren Sitz haben", sagt Sabine Zachar.
Bürgermeister Michael Köpple betrachtet den Verein, der seit zehn Jahren in der
Stadt ansässig ist, ebenfalls als einen hiesigen Verein. ,,Was wir tun können,
daß werden wir tun" verspricht Köpple. ,,Von privat angemietete Räume können
wir aber nicht subventionieren", so Köpple. Das habe die Stadt auch bei anderen
Vereinen bisher nicht getan.